Jagdhörner sind Naturhörner
Was sind Naturhörner? Naturhorn bedeutet, dass der Ton mit den Lippen / der Lippenspannung moduliert wird. Um einen höheren Ton zu treffen, muss auch die Lippenspannung höher sein.
Zu aller Anfang muss sich jeder die Frage stellen, welches Instrument man genau spielen möchte. Die klassischen Jagdhörner (Fürst-Pless Horn genannt) sind in der Tonart B, auf welchen die fünf Naturtöne gespielt werden. Fünf Töne hören sich zu Anfang schwer an, es ist ja bekanntlich noch keine Meister von Himmel gefallen. Dennoch ist es möglich, damit ein riesen Repertoire zu musizieren.
Eine weitere Form des Jagdhornes ist das Parforcehorn. Dieses Horn unterscheidet sich im Wesentlichen in der Größe, den Tonumfang und den Durchmesser von 30 bis 50cm. Dieses hängte man sich, bei der Jagd zu Pferde, um die Schulter um die Hände frei zu haben. Das Parforcehorn wird in 3 Arten unterschieden
- in der Tonart B
- in der Tonart Es
- in der Tonart Es mit Umschaltung in B
Das Parforcehorn in Es wird meist nur von reinen Parforcehorn-Corps für konzertante Jagdmusik genutzt. Mit der Umschaltung in B ist es möglich, zusammen mit den klassischen Jagdhörnern zu musizieren.
Egal für welches Horn man sich entscheidet, die Techniken unterscheidet sich dabei nur minimal. Hauptsächlich sollte jeder sich aber auf die Atmung und die Lippenspannung konzentrieren.
Auf keinen Fall sollte man durch puren Druck Töne erzwingen. Die Falsche Technik ist, wenn man einen zu roten Kopf bekommt. Dadurch haben viele Jagdhornbläser das Problem, dass der Ansatz nicht mehr vorhanden ist, während seine Mitbläser noch frohes Mutes weiter muszieren können. Am Anfang bekommt man zwar durch den Druck die Töne, allerdings wird jeder später Probleme haben, mit den anderen mithalten zu können.
Die Atmung ist wichtig
Warum ist die Atmung so wichtig? Durch das richtige Atmen kann der Jagdhornbläser einen kontinuierlichen Luftstrom erzeugen. Alles was der Körper vollziehen muss, hat etwas mit Energie zu tun – also auch die Luft fließen zu lassen, sowie mit Spannung und Entspannung. Der Bläser ist durch Anspannung der Lippen in der Lage, die Luft so fließen zu lassen, dass saubere Töne erzeugt werden.
Grundsätzlich sollte beim Einatmen die Luft in den Bauchraum geführt werden. Hierbei sackt das Zwerchfell von seiner Ausgangsposition unter dem Rippenbogen in die Richtung des Bauchnabels. Ein Vollpumpen des ganzen Körpers mit Atemluft ist für den nachfolgenden Ausatmungsprozess nicht hilfreich und hindert mehr, als dass es nützt. Das heißt also, dass einige Menschen zweimal einatmen, in den Bauch und noch weiterführend in die Restluftbehälter im Brustraum. Diese eingeatmete „Über- Luft“ drückt nämlich von den Schlüsselbeinflanken nach unten, dem vom Bauch her aufsteigenden Luftstrom entgegen. Unter dem Brustbein treffen beide Luftbewegungen Aufeinander, und es entsteht ein Rückstau im Körper, der das gleichmäßige Ausatmen verhindert. Das notwendige Aushauchen der Luft findet nicht mehr statt, sondern es beginnt ein Auspress-Prozess, der alle möglichen Muskelpartien oberhalb des Brustbeins bis zu den Lippen in Mitleidenschaft zieht und letztlich das musizieren unmöglich macht. Daher sollte beim Einatmen darauf geachtet werden, dass über den leicht geöffneten Mund und die Halskanäle die Luft nur in den Bauchraum geführt wird. Die Luft verhält sich ähnlich einer Flüssigkeit in einem Behälter und steigt von unten her nach oben auf. Die Grenze dieses Einatmungsprozesses müssen das Brustbein und der Rippenbogen sein! Es kommt bei der ganzen Atmung nämlich nicht auf die Masse der Luft, sondern auf die Verdichtung an.
Zu Beginn des Ausatmens stellen wir uns einen imaginären Punkt, zwei bis drei Finger breit unter dem Bauchnabel vor, den wir uns immer vor dem Einatmen vorstellen sollten. Es ist der absolute Körpertiefpunkt! Dann öffnen wir nach der Vorformung der Lippen ganz leicht die Mundwinkel und atmen entspannt durch den Mund auf diesen imaginären Punkt hin ein! Bitte nicht durch die Nase atmen! Die Nase besitzt beim Einatmen leider die unangenehme Eigenschaft, dass die Schlüsselbeinpartien nach oben gezogen, und somit ein Tiefen-Körperbewusstsein verhindert wird. Die Luft baut sich beim Einatmen, ähnlich einer Flüssigkeit die in ein Gefäß gefüllt wird, von unten
nach oben auf. Aber wie schon erwähnt, sollte nur soviel Luft eingeatmet werden, wie der Bauchraum Luft fasst. Also bis maximal zum Rippenbogen! Um die Luft wieder aus dem Körper zu bekommen und noch zusätzlich möglichst lange die Luft zur Tonbildung einzusetzen, bedarf es einer bestimmten Grundspannung, um den Blasvorgang in Gang zu setzen und stabil zu halten. Wie schon gehört, sackt das Zwerchfell bei der Einatmung in Richtung des Bauchnabels. Doch damit der Ton entstehen kann, muss das Zwerchfell sich gegen die Wirbelsäule ziehen (Einatmer) oder das Zwerchfell muß Bauchdecke und Wirbelsäule auseinanderhalten (Ausatmer). Hinzu kommt die Anspannung der Bauch und Unterbauchmuskulatur. Dadurch entsteht die Basis, um die Luft „geführt“ aus dem Körper heraus zu lassen. Dieser Vorgang wird gewöhnlich „stützen“ genannt.
Atemübungen
- Man lasse Arme und Schultern hängen, lege das Kinn auf die Brust, lege die Fingerspitzen der einen Hand 2-3 Finger breit unter den Bauchnabel und stelle sich dort einen innerkörperlichen Punkt vor auf den hin geatmet werden soll. Die andere Hand lege man gegen die gegenüberliegende Schulter, um beim Einatmen zu fühlen, das die Brust und die Schulter unbeweglich bleiben und nicht hochgezogen werden. Danach vollkommen ausatmen und dann auf diesen innerkörperlichen Punkt hin einatmen. Es sollte darauf geachtet werden, dass die Luft langsam über den Mund, auf einem leichten Vokal „s“ ansaugend eingeatmet wird. Die Luft baut sich dann von unten nach oben hin auf. Es muss darauf geachtet werden, dass nur soviel eingeatmet wird, bis die Luft den Rippenbogen erreicht.
Ein Vollpumpen des Körpers ist für den Blasvorgang hinderlich, da die Luft im Körper verstaut, in den Körper zurückdrückt, die Muskeln verspannen lässt und somit der gesamte Blasvorgang
zusammenbricht.
- Bei der nächsten Übung bleiben wir bei der eingenommenen Körperhaltung. Wir „hecheln“ jetzt, wie ein Hund. Nur nicht so schnell. Trotzdem tief und gleichmäßig.
- Während wir bei den vorangegangenen Übungen uns ausschließlich um die Luftführung gekümmert haben, geht es jetzt um die Bauchmuskulatur und das Zwerchfell Wir sprechen dabei stimmlos die Silben „Pe – te“ in gleichmäßiger Wiederholung. Bei der nun folgenden Übung betonen wir die Zusammenwirkung zwischen Atmung und Muskulatur Wir spielen „Dampflok“. Hierbei schieben wir die mit großer Intensität und der Silbe „Tsch – Tsch“ usw. die Luft aus unserem Körper. Auch das bitte langsam und gleichmäßig.
- Die letzte Übung versinnbildlicht den Blasvorgang am Deutlichsten. Die Dampflok lassen wir nun anhalten. Nachdem wir etliche Male die Silbe „Tsch“ wiederholt haben. Halten wir die Silbe „Tschschschschsch__________usw.“ solange bei gleichmäßiger Luftgebung und Körperspannung aus, bis keine Luft mehr vorhanden ist. Dieses gleichmäßige Halten von Luftdruck und Spannung im Verhältnis entspricht in Etwa das kontinuierlich gleichmäßige Blasen unter diesem gehaltenen Spanndruck.
Vorbereitung zum Blasen
- Die Brust sollte beim Ein- und Ausatmungsprozess entspannt bleiben.
- Der Kehlkopf muss dringend entspannt gehalten werden, als ob man ein lockeres „A“ spricht.
- Beim hochdrücken des Kehlkopfes wird sonst die Stimmritze, durch die die Luft fließt, zugedrückt.
- Der Hals muss in Verbindung mit dem Kehlkopf und der Zunge vollkommen entspannt bleiben.
Die Zunge muss beim Blasen soweit wie möglich vorn im Zungenbett, hinter den Zähnen liegen. Weil sie beim Zurückrutschen den Rachen blockiert und somit den Luftstrom behindert. Zusätzlich ist die Zunge ein imaginärer Ausatmungspunkt, auf den hingeatmet wird, ähnlich dem Einatmungspunkt unter dem Bauchnabel.
Der Ansatz und die Mundhöhle
- Als Ansatz wird die Fläche bezeichnet auf dem das Mundstück beim Blasen gesetzt wird. Hierbei wirken die Muskeln der Mundpartie zueinander.
- Es sollte aber darauf geachtet werden, dass die Formung der Lippen von der Spitze des Mundes zu den Mundwinkeln führt und nicht umgekehrt.
- Die Lippen sollten grundsätzlich zu einem leichten Kussmund geformt werden.
- Die Mundwinkel werden durch diese Formung nach vorne zu den Eckzähnen gezogen.
- Erst durch diese Muskelkontraktionen bleiben die Lippen an der Spitze so locker, dass sie durch die Luft in Schwingungen versetzt werden können.
- Wichtig ist, dass die Lippen gut geformt, aber trotzdem locker bleiben!
- Beide Lippenpartien, Ober- und Unterlippe, sollten dabei ziemlich genau übereinander stehen, damit die Luft gerade ins Mundstück geführt werden kann.
- Um ein etwaiges Verkanten des Einblaswinkels zu verhindern, muss der Unterkiefer etwas nach vorne geschoben werden. Hierbei öffnet sich automatisch ein wenig die Mundhöhle, die der Luft und dem Ton Raum und Fülle gibt. Zusätzlich entspannen sich dabei der Hals und die Brust. Es entsteht somit ein Rückkopplungseffekt zurück in den Körper. Die Vorstellung vom „Gähnen“ oder der „Heißen Kartoffel“ im Mund mag als Vorstellung helfen. Grundsätzlich sollte darauf geachtet werden, dass beide Lippenpartien (Ober- und Unterlippe) im Mundstück ihren Platz finden, um somit alle wichtigen Muskelpartien gleichmäßig zu belasten.
Das Mundstück
Bei Mundstücken gibt es unterschiedliche Ansichten und Auffassungen, die sehr individuell zu betrachten sind. Trotzdem kann man ein paar kleine Grundregeln beachten.
Für Plesshörner
- Flügelhorn-, sowie Trompetenmundstücke sind zum blasen erlaubt.
- Ob ein Kessel- oder ein Trichtermundstück gewählt wird hängt vom Bedürfnis der Bläserin/des Bläsers ab. Das Trichtermundstück klingt in der Regel etwas rauher, das Kesselmundstück etwas runder.
- Der Ton auf dem Flügelhornmundstück ist weicher und runder, auf dem Trompetenmundstück ist er strahlender und kerniger.
- Die individuelle Klangvorstellung, die Klangvorstellung der Gruppe, aber auch die des musikalischen Leiters sind hierfür ausschlaggebend.
- Die Beschaffenheit der Lippe gibt vor, wie der Mundstückrand, die Kesselform und die Bohrungstiefe beschaffen sein müssen.
Bei schmalen Lippen:
Eher breiter Rand: Unterstützt die Lippenformung und Lippenschwingung bei schmalen Lippen.
Nicht so weiter und tiefer Kessel: Ist zu bevorzugen, wenn nicht so viel Lippenmasse vorhanden ist um den Kesselraum zu füllen.
Bohrung im Verhältnis zur Kesselweite: Bei enger Bohrung = kerniger Ton (gute Höhe) / Bei weiter Bohrung = weicher Ton (gute Tiefe)
Bei vollen Lippen:
Eher breiter Rand: Unterstützt die Einfassung und Formung der Lippen.
Nicht so weiter und tiefer Kessel: Dadurch bekommen die Lippen Raum zur Klangumsetzung.
Bohrung im Verhältnis zur Kesselweite: Bei enger Bohrung = kerniger Ton (gute Höhe) / Bei weiter Bohrung = weicher Ton (gute Tiefe)
Für Parforcehörner
1. Bei Parforcehörner sind die Mundstücke häufig noch verschiedener und bunter als bei den Plesshörner.
2. Zuerst gibt es die:
– Parforcehornmundstücke mit weitem Schaft
– Parforcehornmundstücke mit engem Schaft.
– Parforcehornmundstücke in Waldhornform.
– Parforcehornmundstücke in französischer Form der Trompe de Chasse
3. Ansonsten sind die Voraussetzungen denen des Plesshorns ähnlich.
Das Instrument
Bei Mundstücken gibt es unterschiedliche Ansichten und Auffassungen, die sehr individuell zu betrachten sind. Trotzdem kann man ein paar kleine Grundregeln beachten.
Welche Voraussetzungen sollte ein jedes Instrument besitzen?
- Alle Töne müssen ohne Mühe und Stau ansprechen.
- Die Töne müssen zueinander in der Intonation stimmen.
- Das Instrument sollte gut verarbeitet sein. Es sollte darauf geachtet werden, dass das Instrument aus einem Rohr, ohne Aufsteckbrüche, gefertigt worden ist. Da die Aufsteckbrüche häufig einen unnötigen Luftstau verursachen können. was die Ansprache der Töne erschweren könnte.
- Das Gewicht des Instruments sollte nicht zu schwer sein.
- Eine weite Bauweise ist klanglich schöner, als die der engen Bauweise.
- Das Verhältnis zwischen Preis und Leistung sollte stimmen.
- Auf das Fabrikat, das in einer Gruppe überwiegend geblasen wird, sollte geachtet werden.
- Bitte kaufen sie keine Supermarktinstrumente vom Discounter. Diese Instrumente haben meistens eine sehr zweifelhafte Entstehungsgeschichte, klingen und stimmen eher schlecht.